Anfang Juni gönnten wir uns eine Auszeit an der Müritz.
Ziel waren, Abstand von einem unangenehmen Ereignis zu gewinnen, sich zu erholen und Fisch-und Seeadler beim Jagen zu fotografieren. Aber es kam anders.
Wir mussten leider gleich am Anreisenachmittag feststellen, dass die Fischteiche an der Boeker Mühle eingezäunt und nur zu bestimmten Zeiten…nämlich zu Fotografenunzeiten von 10 bis 16 Uhr…erreichbar waren. Außerdem konnten wir auch keine Fischadler bei der Jagd beobachten, zumindest nicht im erreichbaren Gebiet oder nur im Überflug. Das war natürlich sehr schade. Ein anderer Fischteich…wenn wir vorbeifuhren, konnten wir regelmäßig sehen, dass dort Fischadler in der Luft standen…war mit Stacheldraht und einem Tor verbarrikadiert, und zusätzlich war ein Schild angebracht „Betreten strengstens verboten“. Hans hätte dieses Schild sehr gern ignoriert, denn das Tor war „nur“ mit einer leicht abzuwickelnden Kette versehen. Aber ich war dagegen und hatte keine Lust auf eine Anzeige oä.
Aber stattdessen ergaben sich Fotomotive, mit denen wir nicht gerechnet haben.
Unsere Unterkunft…ein Blockhaus…war in Ordnung, sauber und geschmackvoll eingerichtet. Vermisst haben wir Liegen für den Garten, es gab nur 4 Stühle, und das Schlafzimmer hatte keinerlei Vorhang zum Zuziehen…obwohl mir dieses auf Nachfrage versichert worden war…, so dass Hans, der sonst ja einen guten Schlaf hat, bereits ab 4 Uhr wach war. Ich benutzte in meinem Schlafzimmer eine Schlafbrille. Naja, und hellhörig sind solche Blockhäuser auch.Von der Straße aus konnte man sogar einen Blick auf die Müritz erhaschen.
Mit dem Wetter hatten wir zunächst ein paar Tage zunächst Glück, dann gab es ein paar bedeckte Tage, einer mit Regen.
Am Ankunftstag entdeckten wir dann die Stelle wieder, die wir vor 25 Jahren aufgesucht hatten. Damals waren wir mit dem Wohnmobil auf der Rückfahrt unterwegs von Rügen mit Abstecher Müritz. Wir erinnern uns noch sehr gut an diese flache Stelle, wo man minutenlang in sehr flachen Wasser ging. Damals herrschten um die 30°, und ich brauchte eine dringende Abkühlung, aber die gab es viele Meter lang nicht, weil das Wasser so flach war.
Nach dem Sonntagsfrühstück in der Bolter Mühle gingen wir einem freundlichen Hinweis auf ein Kranichpaar mit 2 Jungen nach. Und wir hatten Glück, sozusagen im Unglück, denn wir konnten die Kraniche entdecken, im absoluten Gegenlicht. Da wir nicht wussten, ob wir sie nochmals erwischen würden, nahmen wir deshalb diese Gelegenheit trotzdem wahr, nach dem Motto: Man nimmt, was man bekommt. Einige schöne Fotos sind dabei entstanden.
Am nächsten Tag trieb es uns Richtung Zartwitzer Hütte, wobei wir zwischendrin gar nicht sicher waren, ob wir dort ankommen. Irreführende Schilder verboten eine Weiterfahrt, aber als wir nach einem ordentlichen Fußmarsch an der Beobachtungsstelle ankamen, gab es dort Parkplätze für PKWs. Jagende Fisch-und Seeadler konnten wir auch von hier aus nicht sehen. Sie zogen hoch oben über uns hinweg. Deshalb entschlossen wir uns, zum sehr im Wald versteckt und idyllisch liegenden Cafe mit angrenzendem feinen Bauerngarten der Zartwitzer Hütte zu fahren. Dort servierte eine Berlinerin selbstgebackenen Kuchen…sehr empfehlenswert.
Am Dienstag fuhren wir nach Waren, wo wir uns bei bedeckten Wetter kurz an der Promenade aufhielten. Anschließend fuhren wir zum Wisentgehege bei Damerow, wo es dann ab und zu einen Regenschauer gab.Abends gab es überraschend einen schönen Sonnenuntergang, den Hans vom Haus aus fotografierte.
Der nächste Tag versprach etwas besseres Wetter, zumindest keinen Regen, und wir entschieden uns, wieder die Kraniche aufzusuchen. Dort verbachten wir insgesamt gut 4 Stunden, in denen sie die meiste Zeit sich weit entfernt aufhielten, gern auch in einem leicht verwilderten Garten. Aber irgendwann verließen sie dieses Gebiet und kamen langsam wieder in unsere Richtung, zu unserer Freude auch so nah, wie wir es von Kranichen nicht gewohnt sind. Aber da es dort einen Radweg und einen Friedhof gab, kannten sie Publikumsverkehr und akzeptierten auch uns, da wir uns sehr ruhig verhielten.
Ab und zu überflogen uns ein paar Milane, eine Rohrweihe überflog die Schilfgebiete, und auch Fischadler konnten wir beobachten.
Die niedliche Schnurrbartkatze lief uns auch vor die Kamera, sie wollte partout ihr Frauchen begleiten, die den Hund ausführte. Das erinnerte uns sofort an unsere Beiden. Als wir noch in Mardorf wohnten und mit dem Hund spazieren gingen, begleitete uns unsere schwarze Katze ebenfalls auf unserem Rundgang.
Als wir am Nachmittag ein Waldgebiet durchfuhren, lief uns ein junger Fuchs über den Weg. Hans hielt sofort an, ich stieg schnell aus und griff mir die 5dIII mit dem 100-400. Da kam er auch schon wieder aus dem Gebüsch, stand starr und still, um dann wieder schnell im Gebüsch zu verschwinden.3 Fotos entstanden…leider von oben, aber bewegen wollte ich mich nicht.
Hans fuhr das Auto ein Stück vor, und ich setzte mich auf den Waldboden und wartete. Plötzlich raschelte es im Gebüsch, und der Fuchs lugte vorsichtig zu mir rüber. Sein Geschwisterchen war etwas pfiffiger, denn um zu der Mutter zu kommen, die im anderen Waldstück laut bellte, ging er weiter zurück, um in sicherer Entfernung den Weg zu überqueren. Ein paar Fotos entstanden, dann verschwand der Kleine wieder im Gebüsch, und wir fuhren weiter, damit auch er zu seiner Mutter gelangen konnte. Das war uns erster Fuchs, den wir vor die Linse bekommen haben.
Am Donnerstag näherte sich ein Regengebiet und wir waren sehr unschlüssig, entschieden uns dann aber, dem Regen entgegenzufahren. Unterwegs schüttete es teilweise wie aus Kübeln, aber als wir uns unserem Ziel näherten, dem Storchendorf Rühstädt, kam plötzlich die Sonne raus, und es war herrlichstes Wetter. Eigentlich fotografierten wir wieder mal zu einer ungünstiges Uhrzeit, aber so ist das im Urlaub, man muss es nehmen wie es kommt.
Beeindruckend in Rühstädt ist die Vielzahl an besetzten Storchennestern. Dieses Jahr sind es über 30 besetzteNester. Das Örtchen ist sehr klein, und so kann man fast auf jedem Haus ein Nest sehen, auf manchen Scheunen sogar 2 oder 3. Vor einigen Häuser war ein Schild aufgestellt, und man konnte nachlesen, wann das Storchenpaar ankommt,wegfliegt und wieviel Junge es aufgezogen hat. Außerdem ist die Nestnummer ausgewiesen.
Von einem Aussichtsbalkon…die breite Holztreppe,die in den 2.Stock führte, war wirklich sehr angenehm zu gehen…hatten wir einen besonders schönen Ausblick auf die Geschehnisse in den Nestern und in der Luft. Ständig flog irgendwo ein Storch vom Nest ab oder einer landete. Eins war recht nah auf der anderen Straßenseite, und dort konnten wir 4 Jungstörche beobachten. Frosch stand auf dem Speiseplan.
Auch ein Milan flog ständig seine Runden, so dass wir endlich mal zu schönen Fotos auf Augenhöhe kamen. Unseren Garten und einen Hühnerhof in unmittelbarer Nähe überfliegt ein ortsansässiger Milan auch jeden Tag, aber Fotos von unten sind nicht so der Hit.
Ein sogenannter Beifang waren die Schwalbe und der Girlitz.
Auf der Rückfahrt kamen wir an fotogenen Mohnfelder vorbei, und an einem hielten wir auch an.
Fotos sind am letzten Tag erst am frühen Nachmittag im idyllischen Garten des Cafes der Zartwitzer Hütte und am Abend an einem Mohnfeld entstanden, denn unsere stundenlange Ansitzzeit am Woterfitzsee in der Nähe einer einsam gelegenen Ferienwohnung ohne Telefon und Fernseher ergab außer Relaxen kein See-oder Fischadlerfoto.
Am Samstag hatten wir trotz Pfingstverkehr eine gute Rückreise über die Dörfer und konnten die kurz andauernde Hitze der nächsten Tage im heimischen Garten genießen.